„Brücken bauen“ – das möchte Sigrid Hansen als Landrätin. Ein Fundament konnte die Eltvillerin am Mittwochabend bereits erfolgreich setzen: Einstimmig wählten die Mitglieder der Kreisverbands die 50-Jährige zur Landratskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen. Als Frau aus dem Rheingau, Quereinsteigerin in die Politik und ihrer langjährigen Erfahrung im Gesundheitsbereich, kann Hansen eine neue Perspektive ins Kreishaus bringen. „Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen: die Energiekrise, der demographische Wandel, Defizite im Schulbereich und über allem die Klimakrise“, beschreibt Hansen den Status quo in ihrer Bewerbungsrede. „Viele Antworten darauf haben wir bereits. Da gilt es nun gemeinsam an einem Strick zu ziehen.“
Ihre kommunalpolitische Laufbahn begann im Ortsbeirat Rauenthal und der Eltviller Stadtverordnetenversammlung, seit 2021 ist sie Mitglied im Kreistag und gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin bringt jahrelange Erfahrung aus dem Gesundheitsbereich mit: In ihrem Beruf leitet sie den Bereich Pflege, Rettungsdienste und Heilmittel beim Verband der Ersatzkassen (vdek) im benachbarten Rheinland-Pfalz und ist mit schwierigen Vertragsverhandlungen betraut. Dies ist nicht die einzige Parallele zu ihrer politischen Arbeit. „Im Rheingau-Taunus-Kreis gibt es keine einzige Bürgermeisterin, im Kreistag liegt der Frauenanteil bei unter 30 Prozent und in ganz Hessen gibt es nur zwei Landrätinnen. Es gibt viele engagierte und qualifizierte Frauen, dennoch sind sie in der Kommunalpolitik stark unterrepräsentiert“, sieht Hansen diese Lebensrealität nicht abgedeckt. Als junge Mutter kämpfte sie in männlich dominierten Gremien für längere Kita-Betreuungszeiten. „Das hat mich politisiert und mir gezeigt: Wir müssen uns zeigen!“
Auf der Mitgliederversammlung der Grünen erhält Hansen dafür viel Zuspruch und auch von Bundesebene kommt Rückenwind. Die Bundestagsabgeordnete Anna Lührmann gratulierte Hansen in einer Videobotschaft. „Du kannst unsere Ideen durchsetzen und umsetzen. Du bringst dafür all die Erfahrungen mit“, erklärt Lührmann, die aufgrund von Verpflichtungen als Europa-Staatsministerin nicht persönlich erscheinen konnte.
Mit Blick auf die nächsten Wochen zeigt sich die Partei entschlossen: „Wir haben viel vor, werden jetzt unser Tempo anziehen und in einen erfolgreichen Wahlkampf durchstarten“, betonen die Vorsitzenden des Kreisverbands Gabriele Langkowski und Timo Müller. Die Stimmung auf der Versammlung macht deutlich: Die Grünen meinen es ernst. Oder wie Hansen es sagt: „Ich kandidiere, weil ich glaube, ein gutes Angebot bei der Wahl zu sein.“